29.11.2023

Herbsttagung kommunaler Wohnungsunternehmen

Bleibt alles anders? Herbsttagung kommunaler Wohnungsunternehmen beleuchtet Strategien im Umgang mit gesellschaftlichen und politischen Stimmungen

Wie können Unternehmen der kommunalen Wohnungswirtschaft mit gesellschaftlichen und stark polarisierenden Stimmungen unserer Zeit umgehen? Wie lassen sich bei der Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum Zielkonflikte lösen und die Konsensfähigkeit stärken? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigte sich die Vereinigung kommunaler baden-württembergischer Wohnungsunternehmen (KoWo) anlässlich ihrer Herbsttagung am 10. November in Ulm

Peter Bresinski, Vorsitzender der KoWo und Geschäftsführer der Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz mbH Heidelberg, begrüßte mehr als 60 anwesende Mitglieder, Referenten und Gäste zur diesjährigen Herbsttagung in der alten Oldtimerfabrik in Neu-Ulm. An der Netzwerkveranstaltung nahmen zudem F.A.Z.-Mitherausgeber Jürgen Kaube, der langjährige Ulmer Oberbürgermeister Ivo Gönner, Dr. Silke Borgstedt, Geschäftsführerin des SINUS Instituts, der Jurist Dr. Jens Prömse und Dr. Frank Pinsler, Geschäftsführer der Ulmer Wohnungs- und Siedlungs-Gesellschaft (UWS), mit Fachvorträgen und im Rahmen einer Podiumsdiskussion teil. Das Grußwort übernahm Gunter Czisch, Oberbürgermeister der Zweilandstadt Ulm. Durch das Programm führte die TV-Journalistin Anke Plättner.

Die Tagung beschäftige sich inhaltlich mit der Frage, wie kommunale Wohnungs-unternehmen trotz der Polarisierung in der Gesellschaft ihren sozialen Auftrag erfüllen und gleichermaßen nachhaltig sowie wirtschaftlich agieren können. „Die Verschärfung der allgemeinen Rahmenbedingungen trifft mehr oder weniger alle Branchen. Die politisch gesetzten Nachhaltigkeitsziele sowie die persönliche Betroffenheit und Empfindlichkeiten in der Bevölkerung beim Thema Wohnen nehmen stetig zu und setzen den Wohnungsbau zusätzlich unter Druck“, so Peter Bresinski.

Gesellschaftliche Stimmungen und politische Haltungen begegneten den kommunalen Wohnungsunternehmen in der täglichen Arbeit. Häufig stünden diese konträr zu sachlich und wirtschaftlich gebotenen Entscheidungen und Schritten. „Wie erreichen wir, dass sachliche Argumente mehr Gehör finden und Teilinteressen mit dem gemeinsamen Ziel vereinbar werden, bezahlbare Wohnungen zu schaffen?“, fragte Peter Bresinski in seiner Begrüßung.

Peter Bresinski, ehemaliger Vorsitzender der KoWo und Geschäftsführer der Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz mbH Heidelberg (GGH), der langjährige Ulmer Oberbürgermeister Ivo Gönner, Dr. Silke Borgstedt, Geschäftsführerin SINUS Institut, Dr. Frank Pinsler, neuer Vorsitzender der KoWo und Geschäftsführer der Ulmer Wohnungs- und Siedlungs-Gesellschaft (UWS), TV-Journalistin Anke Plättner, F.A.Z.-Mitherausgeber Jürgen Kaube und Jurist Dr. Jens Prömse. Foto: UWS/akutphoto

Peter Bresinski, ehemaliger Vorsitzender der KoWo und Geschäftsführer der Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz mbH Heidelberg (GGH), der langjährige Ulmer Oberbürgermeister Ivo Gönner, Dr. Silke Borgstedt, Geschäftsführerin SINUS Institut, Dr. Frank Pinsler, neuer Vorsitzender der KoWo und Geschäftsführer der Ulmer Wohnungs- und Siedlungs-Gesellschaft (UWS), TV-Journalistin Anke Plättner, F.A.Z.-Mitherausgeber Jürgen Kaube und Jurist Dr. Jens Prömse. Foto: UWS/akutphoto

In den folgenden Vorträgen gingen die Autoren Jürgen Kaube und Dr. Silke Borgstedt vom SINUS Institut jeweils auf die Lage des Landes und der Politik beziehungsweise die unterschiedlichen sozialen Milieus und deren Verhalten in der Gesellschaft ein, um diese besser zu verstehen und darauf reagieren zu können. Die Vorträge verdeutlichten ebenso wir die anschließende Expertenrunde, dass die kommunalen Wohnungsunternehmen vor einer Anspruchshaltung von Gesellschaft und Politik stehen, die den Akteuren ein hohes Maß an unternehmerischer Verantwortung und Zuversicht abverlangt. Die Mitgliedsunternehmen der KoWo beraten sich daher auch über die Fachtagung hinaus stetig zu aktuellen Themen und Projekten.

Zum Abschluss der Fachtagung übergab der KoWo-Vorsitzende Peter Bresinski sein Amt nach einstimmiger Wahl an UWS-Geschäftsführer Dr. Frank Pinsler. Dieser dankte dem Geschäftsführer der Heidelberger Wohnungsbaugesellschaft für 14 Jahre im Amt als Vorsitzender, die hervorragende Organisation von mehr als 24 Fachtagungen und zahlreicher weiterer Begegnungen sowie seine unermüdliche Netzwerkarbeit.

Peter Bresinski, der im Vorstand verbleibt und sich zukünftig stärker seinem Engagement als Präsident des Verbandes baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. (vbw) widmen möchte, betonte, dass ihm der Einsatz als KoWo-Vorsitzender stets eine Herzensangelegenheit gewesen sei: „Die wichtigste Aufgabe war die politische Arbeit, für die ich zahlreiche Gespräche mit Ministerien und Verbänden geführt habe.“ Hervorzuheben sei insbesondere der Strategiedialog der Landesregierung, im Zuge dessen sich die KoWo-Unternehmen für mehr bezahlbaren Wohnraum, klimagerechtes Bauen, die Digitalisierung und die Transformation der Bauindustrie in Baden-Württemberg einsetzt, sagte Bresinski bei der Amtsübergabe.

Sein Nachfolger Dr. Frank Pinsler betonte, dass gerade im aktuellen krisenhaften Umfeld eine Reihe von Aufgaben vor der kommunalen Wohnungswirtschaft stehen, um den Neubau bezahlbarer Wohnungen für viele Menschen dauerhaft sicherstellen zu können. „Hier ist auch die Landesregierung gefordert, die notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen und die Förderprogramme der L-Bank entsprechend auszustatten“, so der neue KoWo-Vorsitzende.

Über die KoWo

In der Vereinigung baden-württembergischer kommunaler Wohnungsunternehmen, kurz KoWo, haben sich rund 60 kommunale und landkreisbezogene Wohnungsunternehmen zusammengeschlossen. Sie verwalten über 140.000 Mietwohnungen und gehören mit einem Investitionsvolumen von mehr als 940 Millionen Euro zu den wichtigsten Auftraggebern der heimischen Bauwirtschaft. Die Durchschnittsmiete der kommunalen Wohnungen liegt bei 6,63 Euro pro Quadratmeter. Die Unternehmen sind zudem mit gut 80 Prozent Hauptabnehmer der Mittel aus dem Landeswohnraumförderungsprogramm, um günstige Neubauwohnungen zu schaffen. Ziel der seit 1990 bestehenden Vereinigung ist es, ihre spezifischen Interessen auf Landesebene zu vertreten und zu bündeln.