Arbeiten

"Das war die beste Entscheidung, Hauswart zu werden"

Sie haben fast ihr ganzes Leben im Höllenstein-Quartier verbracht und kennen die Siedlung wie ihre Westentasche. Beste Voraussetzungen für die Hauswarte Ingrid, Hans und Heinz Dordel.

Man sieht ihr ihre 72 Jahre nicht an. Seit vier Jahren zieht Ingrid Dordel mit ihrem Mann Hans morgens und abends ihre Runden durch den Höllenstein. Zusammen mit ihrem Schwager Heinz sind die drei als Hauswarte täglich im sanierten Höllenstein-Quartier unterwegs und achten auf Ordnung und Sauberkeit in ihrem Revier.

„Das war die beste Entscheidung, Hauswart zu werden. Wir sind älter geworden und hatten nicht mehr so viel Kontakt zu den jüngeren Nachbarn“, berichtet Ingrid Dordel: „Das hat sich komplett geändert. Uns kennt jeder.“


Im Dauereinsatz für das Quartier

Die Familie Dordel hat die vier Bauabschnitte, in die die Siedlung für die Sanierung eingeteilt wurde, unter sich aufgeteilt: Hans Dordel ist seit 2016 für die ersten beiden Bauabschnitte im Birken- und Ulmenweg zuständig, seine Ehefrau Ingrid hat zwei Jahre später den dritten Bauabschnitt am Erlenweg übernommen. „Und ich bin hier das Küken“, lacht Heinz Dordel, der seit 2020 für die Gebäude am Ahornweg zuständig ist. Hier sind vor allem ältere und hilfebedürftige Menschen in die barrierefreien Wohnungen eingezogen.  „Ich habe allen meine Handynummer gegeben, falls mal etwas sein sollte“, berichtet Heinz Dordel. Einen Feierabend kennt er wie seine Schwägerin und sein Bruder nicht. „Wir sind eigentlich immer im Einsatz“, sagen alle drei. 

Engagiertes Trio: Die Hauswarte Heinz, Hans und Ingrid Dordel (v.l.n.r.).

Leidiges Thema Müllentsorgung

Die meiste Arbeit fällt bei den Müllschächten an. Beim Neubau des Quartiers wurden anstelle von Müllplätzen Schächte gebaut, in die die Mieter ihre Abfälle werfen können. Vor den Gebäuden ragen Stahlrohre für Bio-, Papier- und Restmüll aus dem Boden. „Sie glauben gar nicht, was wir schon alles aus den Containern im Keller gezogen haben. Letztens musste ich einen Schlafsack aus dem Biomüll holen“, sagt Hans Dordel. Die Schächte führen in acht große Kellerräume, in denen Müllcontainer unter den Rohren stehen. Fast täglich sind die Rohre verstopft. Vor allem Kartons, die oben in die Öffnung gepresst werden, verstopfen die Rohre und müssen unten mühsam mit langen Greifzangen rausgezogen werden.

„Wir müssen immer wieder ausrücken, wenn ein Haustürschlüssel oder Geldbeutel versehentlich im Müll gelandet ist“, erzählt Ingrid Dordel. An einem Sonntagmorgen klingelte es in aller Früh an ihrer Wohnungstür. Nach einer langen Feier war am Vorabend ein Ehering im Abfall gelandet. Um die ehelichen Wogen zu glätten, durchwühlten die Dordels den Papiermüll und fanden das Schmuckstück wieder.

Ein anderes Mal landete nach einer Familienfeier ein Kuvert mit 300 Euro im Abfall. Nach langer Suche fand sich auch dieser Umschlag im Papiermüll wieder. Wenig später wurden die Dordels abermals alarmiert: Ein weiteres Kuvert mit mehreren hundert Euro sei ebenfalls versehentlich weggeschmissen worden. Auch dieses Mal wurden die Dordels fündig. „Die Leute sind dann immer sehr dankbar“, sagt Hans Dordel. 

Natürlich gibt es auch weniger erfreuliche Begegnungen. „Wir sind so ein bisschen Blitzableiter für die Leute“, sagt Hans Dordel. Zum Beispiel, wenn ein Mieter absolut nicht einsehen möchte, dass er nach 21 Uhr nicht mehr in den Keller geht, um die Sicherung bei einer Waschmaschine wieder einzuschalten. 

Im Höllenstein fest verwurzelt

Familie Dordel kennt noch den alten Höllenstein. Die Eltern von Ingrid Dordel waren Erstmieter der damals neu gebauten Häuser im Birkenweg. Ihre Ausbildung machte sie im nur wenige Meter entfernten Lebensmittelgeschäft im Buchenweg. Der Arbeitsweg von Schwager Heinz war sogar noch kürzer: Familie Dordel Senior wohnte im Ulmenweg und er trat seine Lehrstelle in der dort ansässigen Bäckerei Murzyk an. „Die Bäckerei gehörte übrigens meiner Schwester und ihrem Mann“, sagt Ingrid Dordel.

2014 begann die GGH mit der Sanierung und Revitalisierung des Höllenstein-Quartiers. Überkommene Grundrisse und eine veraltete Ausstattung machte eine Vermietung der Wohnungen immer schwieriger. Viele der kleinen Ein- bis Zwei-Zimmer-Wohnungen standen leer. Ältere Mieter mussten ihre Wohnungen verlassen, sobald sie auf Hilfsmittel angewiesen waren, da keines der Häuser über einen barrierefreien Zugang verfügte.

„Zum Schluss war das ein großes Sterben hier. Die Jüngeren, die noch da waren, haben sich gefreut, als klar war, die GGH baut hier etwas Neues“, erinnert sich Heinz Dordel.

Grillfest für die Nachbarn

Während der Sanierungsphase zog Heinz Dordel zu seiner Mutter in die Lörracher Straße. Ingrid und Hans Dordel übernahmen für zwei Jahre eine alte Wohnung im Ahornweg, die sie selbst herrichteten. 2016 zogen sie dann in eines der ersten fertiggestellten Gebäude im neuen Quartier. Seitdem genießen sie den Blick von ihrem großen Balkon im vierten Stock. „Hier ziehen wir nicht mehr weg“, sagen die Eheleute.


Ihnen gefällt am neuen Höllenstein vor allem, dass so viele junge Familien hergezogen sind. Stolz zeigt Ingrid Dordel die Karten, die sie zur Geburt der Kinder im Haus bekommen hat. Eine gute Hausgemeinschaft ist für die Dordels sehr wichtig. Einmal im Jahr organisieren sie ein Grillfest für alle. Sie haben eine eigene WhatsApp-Gruppe gegründet, in der sich die Nachbarn austauschen und gegenseitig Hilfe anbieten.


Heinz Dordel feiert sogar zweimal im Jahr mit den Bewohnern seines Hauses. „Von dem großen Mieterfest für das ganze Quartier Ende September waren alle ganz begeistert“, erzählt der ehemalige Fußballtrainer. Die Arbeit als Hauswart geht für die Dordels über die Pflege der Anlagen weit hinaus. „Ich bin die gute Seele der Siedlung“, lacht Ingrid Dordel. Die Leute kommen mit ihren kleinen und großen Problemen zu ihr. In den Gesprächen erfährt sie auch viel Persönliches. Dann höre sie einfach nur zu, das helfe vielen schon weiter.

Hauswart bei der GGH

Derzeit sind 26 Hauswarte als Mini-Jobber in den Siedlungen und Quartieren der GGH für die Mieter unterwegs und unterstützen die Arbeit der Bestandshausmeister. Sie sind Ansprechpartner vor Ort und übernehmen je nach Größe, Lage und Ausstattung unterschiedliche Arbeiten, wie zum Beispiel den Rasen zu mähen, die Wege und Zufahren zu den Tiefgaragen zu kehren oder die Leuchtmittel zu prüfen. Allgemein sind sie für die Sauberkeit zuständig und sorgen dafür, dass die Hausordnung eingehalten wird. 


30. November 2022 | Fotos: GGH/Christian Buck